Figurennamen

Der perfekte Figurenname und wie du ihn findest

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Wenn du eine Figur entwickelst, gibst du ihr verschiedene Eigenschaften und Merkmale. Einer der ersten Aspekte ist dabei der Figurenname. Im Idealfall verweisen Figurennamen auf die Handlung sowie das Setting und vermitteln die Vorstellung einer spannenden und interessanten Story oder darüber, wie sich die Figur verhalten und entwickeln wird.

Wo findest du nun Inspiration für deine Figurennamen? Ist es überhaupt wichtig, wie Figuren heißen? Und gibt es für verschiedene Genre bestimmte Namen? In diesem Artikel bekommst du einen Einblick in die Funktion und die Merkmale eines passenden Namens.

Ein Gastartikel von Saskia Funke

Wo finde ich Inspiration für Figurennamen?

Eine gute Quelle für Namen ist natürlich die Literatur selbst. Für Fantasy-Storys sind das zum Beispiel Lexika, die sich mit bestimmten Themen wie der Mythologie beschäftigen. Verschiedene Kulturkreise haben verschiedene Mythen und demnach auch Namen. Wenn du eine ganze Secondary World mit Namen bestücken willst, bietet es sich an, zusammenpassende Namen zu wählen. So erzeugst du eine Geschlossenheit und innere Logik für deine Geschichte. Das heißt aber nicht, dass alle Namen gleich klingen sollten.

Schreibst du in einem realistischen Genre, also beispielsweise einen Kriminalroman, dienen die Namen oft nur der Identifizierung der Charaktere. Größere Bedeutung haben in diesem Fall eher Titel und Dienstgrade wie Inspektor:in oder Kommissar:in. Es können ganz alltägliche Namen sein, die dir in deinem Umfeld und in jedem Telefonbuch begegnen.

Für einen historischen Roman hingegen eignet sich die Verwendung von Namen, die es in der jeweiligen Epoche gab. Auch hier findest du Hilfe in der Bibliothek. Viele Archive sind wahre Fundgruben von Quellen wie Jahrbücher, Chroniken oder Listen sowie Briefe, die gefüllt sind mit interessanten Namen. Auch in religiösen Texten wie Heiligenviten gibt es unzählige Inspirationen.

Ist deine Story in der Science-Fiction angesiedelt und spielt in einer weit entfernten Zukunft, ist es möglich, neue Namen zu erfinden, die es in der Zukunft vielleicht geben könnte.

Was wichtig ist bei der Wahl der Namen und auch beim Erfinden von neuen Namen, erfährst du im Folgenden.

Was ist vor der Namenswahl zu bedenken?

Drei Aspekte sollten bereits vor der Namenswahl feststehen.

1. Das Genre

Die Namen von Haupt- und Nebenfiguren sollten zum Genre passen und den Weltentwurf oder das beschriebene Szenario widerspiegeln. Die wenigsten Namen passen sowohl zu einer furchtlosen Fantasy-Heldin als auch zu einer abgebrühten Krimiinspektorin.

2. Ist der Name für die Handlung entscheidend?

Sollte der Name im Laufe der Handlung für eine Erklärung, Enthüllung oder gar einen Plot-Twist Anlass geben, so muss er dementsprechend gestaltet sein und du solltest ihn bereits vor Beginn des Schreibens nach diesen Kriterien aussuchen. Ein Beispiel hierfür findet sich in Cassandra Clares Fantasy-Reihe „Chroniken der Unterwelt“. Hier enthüllt sich die wahre Identität des Charakters Jace durch seinen Namen. Dieser ist nämlich eine Abkürzung (J. C.) und steht für Jonathan Christopher.

3. Sollen die Namen die Figuren definieren?

Menschen sind sehr stark mit ihren Namen verbunden und auch deswegen sind Namen identitätsstiftend. So ist das auch bei Figurennamen. Soll darüber hinaus erreicht werden, dass Leser:innen eine Figur einordnen können und Vermutungen über deren Absichten, Charakter u. Ä. anstellen, ohne dass diese zunächst erwähnt werden, bieten sich sprechende Namen an. Dabei werden Figuren so benannt, dass ihr Charakter durch den Namen deutlich wird. Ein solcher sprechender Name begegnet uns beispielswese mit Remus Lupin in J. K. Rowlings „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“. Lupus, das lateinische Wort für Wolf, gibt also schon einen Anhaltspunkt, wer oder was der neue Professor ist.

Die Funktionen der Namen

Was alle Namen gemeinsam haben, ist ihre Funktion. Sie helfen dabei, Gleiches unterscheidbar zu machen. Für Figurennamen bedeutet das also, die Namen sollten es den Leser:innen ermöglichen, die Charaktere leicht zu erkennen.

Die Verwendung zu vieler ähnlich klingender Namen kann schnell zu Verwirrungen führen, die von der Handlung ablenken. Eine Ausnahme bildet dabei der Fall, in dem eine Verwechslung beabsichtigt oder eine Ähnlichkeit Teil der Handlung ist. Und natürlich eröffnet das Kennen eines Namens auch das Kennenlernen der Figur. Erfahren potenzielle Leser:innen den Namen der Hauptfigur(en), werden sie auf einer persönlichen Ebene angesprochen.

Merkmale – darauf solltest du bei der Namenswahl achten

Die Namen, die in deiner Geschichte vorkommen, können als Werbung für deine Geschichte interpretiert werden, da sie einer der ersten Aspekte sind, mit denen deine potenzielle Leser:innenschaft in Berührung kommt. Sie bewerben also dein Produkt. Daher ist es lohnend, sich über Eigenschaften guter Produktnamen zu informieren. Nach Elke Ronneberger-Sibold gibt es eine begrenzte Anzahl von Merkmalen für einen perfekten Produktnamen, die ich im Folgenden auf Figurennamen beziehen möchte.

Auffälligkeit

Auffällige Namen erregen Aufmerksamkeit für dein Buch. Sie haben dabei einen ähnlichen Wert wie spannende Ereignisse für die Handlung.

Klang

Die verwendeten Namen sollten einen schönen Klang haben. Sie dienen zwar nicht in allererster Linie dazu, sie häufig und laut auszusprechen, trotzdem werden sie von den Leser:innen während des Lesens oft gedacht und sollten daher wohlklingend sein. Bei diesem Aspekt wird deutlich, warum die Namen zum Genre passen sollten. Ein schöner und passender Klang kann z. B. durch blumige oder heroisch klingende Namen erreicht werden.

Assoziation

Woran erkennt man nun einen blumigen oder heroischen Namen? Es geht vor allem um die Vorstellung, die mit einem Wort verbunden ist. Blumig meint dabei Wörter, die mit einem Duft oder mit dem weiten Feld der Schönheit verbunden sind, wie etwa Primrose, Lilly oder auch Bella. Heroische Namen hingegen enthalten oft Wörter für eine Materialbezeichnung, da beispielsweise mit dem Handwerk auch Kraft verbunden wird. Erkennbar ist das an dem Namen Thorin Eichenschild aus J. R. R. Tolkiens „Der Hobbit“. Auch eine negative Assoziation ist natürlich möglich. Stelle dir selbst die Frage, ob Held:innen mit denselben Namen benannt werden könnten wie Antagonist:innen. Und welcher Charakter soll mit bestimmten Assoziationen verbunden werden? Weckt der Name dann positive oder negative Assoziationen, wird eine emotionale Ansprache der Rezipierenden ermöglicht.

Einprägsamkeit und Länge

Als Autor:in willst du deinen Leser:innen nicht nur den Einstieg in deine Geschichte so leicht wie möglich machen. Sie sollen sich auch lange an dein Buch erinnern. Deswegen sollten die Namen der Figuren gut einprägsam sein, was natürlich umso leichter ist, je besser der Name aussprechbar ist. Deswegen sollte der Name nicht übermäßig lang sein. Vor allem die Namen der Protagonist:innen kommen innerhalb der Story häufig vor.

Es wird also deutlich, dass Name nicht gleich Name ist. Die Merkmale zeigen, wie schwierig es sein kann, den perfekten Namen zu finden. Nicht jeder Name muss dabei jedes Merkmal erfüllen und darüber hinaus ist die Namenswahl auch von dem jeweiligen Genre abhängig. Die Merkmale können dir jedoch helfen, individuelle Namen auszusuchen oder zu erfinden, die deine Charaktere perfekt abrunden, Spannung versprechen und deine Leser:innen abholen.

Anhang

Angesprochene Literatur: Ronneberger-Siebold, Elke (2004): Warennamen. In: Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik. Hrsg. von Brendler, Andrea u. a. Hamburg (= Lehr- und Handbücher zur Onomastik, Bd. 1). S. 563.

Über die Autorin:

Saskia Funke ist leidenschaftliche Texterin und Lektorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit den vielen Facetten der Phantastischen Literatur.

Foto von Heiner von Pexels


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