
Leider war ich nie jemand, der sich einfach in ein Flugzeug setzt und fremde Länder erkundet. Daher war ich mir sicher, dass diese verzauberten Inseln längst zerstört sein würden, bevor ich dazu käme, sie zu besuchen. Doch dann gehörten sie plötzlich zum Weltnaturerbe der UNESCO und wurden 1978 unter strengen Naturschutz gestellt.
Als ich 2019 überraschend eine Tantiemennachzahlung erhielt, beschloss ich, dieses unerwartete Geldgeschenk in meinen Lebenstraum zu investieren. Flora und Fauna schienen ja buchstäblich auf mich gewartet zu haben! Euphorisch buchte ich im Juli 2019 für den Januar 2020 Quito (Ecuador) und Santa Cruz (Galápagos-Insel).
Doch bis zum Abflug gab es einige Irritationen. Der Reiseveranstalter Berge & Meer verbuchte sich bei meinem Rückflug, ein Fehler, der mir vier Monate vor Abflug auffiel. Ich bat, diesen Fehler zu korrigieren, doch meine Ansprechpartnerin am Telefon wimmelte mich ab. Als einen weiteren Monat später die Buchung noch nicht geändert war, rief ich noch einmal an. Dieses Mal verstand die Mitarbeiterin, worum es mir ging und versprach einen Rückruf.
Ich erinnere mich, einmal in einer Welt gelebt zu haben, in der Kundenservice ein Begriff und Kommunikation noch nicht so schwer war. Heutzutage scheint es aber normal zu sein, dass versprochene Rückrufe nicht eingehen oder von Praktikanten erledigt werden, die gar nicht wissen, worum es geht. So war das auch dieses Mal. Nachdem ich per E-Mail einen Rückruf angemahnt hatte, rief eine junge Frau an, die mich mit falschem Namen ansprach und mir versicherte, mit meinen Hinflug ginge alles in Ordnung. Da es nicht um meinen Hinflug, sondern um meinen Rückflug ging, war ich so erbost, dass ich die Geschäftsleitung anschrieb. Immerhin: Mein Rückflug wurde korrigiert.
Bei der Auflistung meiner Hotels gab es einen weiteren Fehler: Berge & Meer buchte mich in Miraflores und Cusco (Peru) ein, wohin meine Reise gar nicht gehen sollte. Wieder verging eine Viertelstunde, bis ich jemanden am Telefon sprechen konnte. Die Dame konnte mir aber nicht weiterhelfen, sondern gab mir nur patzig eine Emailadresse, an die ich mich wenden könne.
Einen Tag vor Heiligabend gab es einen verhängnisvollen Schiffsunfall vor den Galápagos-Inseln. An einem kleinen Pier vor der Insel San Cristobal sank ein Schiff, an dessen Bord etwa 2500 Liter Diesel gelagert waren. Schutzbarrieren wurden errichtet und ölabsorbierende Mittel eingesetzt.
Ecuadors Umweltminister Raúl Ledesma Huerta rief den Notstand aus und twitterte, die Regierung habe Sofortmaßnahmen ergriffen, um das Umweltrisiko zu vermindern. Ein Video der BBC zeigte die Unfallursache: Es war ein Kran, der beim Verladen eines Containers auf das Schiff gestürzt war. Dadurch hatte das Schiff Schlagseite bekommen und war gesunken.
Doch schon am 24. Dezember 2019 war dieser Notstand keine Nachricht mehr wert. In keinem Netz war etwas über dessen Verlauf zu finden. Ich sollte auf meiner Reise feststellen, dass die Gefahren tatsächlich abgewendet wurden, aber das wusste ich im Vorfeld natürlich nicht. Nirgendwo fand ich einen Hinweis darauf, was mich verunsicherte.
Mit gemischten Gefühlen trat ich daher am 18. Januar meine Reise an. Ich hatte wenig Vertrauen in meine Reiseleitung, wenig Übung im Verreisen und Angst, nach einer über zwanzigstündigen Anreise statt Meerechsen, Schildkröten, Blaufußtölpel, Fregattvögel, Land-Leguane und Darwinfinken nur ölverseuchte Strände vorzufinden. Dafür hatte ich genug Bargeld im Bauchgurt (Dollar in kleinen Scheinen), einen Stromadapter für Steckdosen vom Typ A und B (Ecuador hat eine Stromspannung von 110 Volt), und einen frisch ausgestellten Reisepass. Von meiner Seite aus konnte es losgehen.