Buerokratie-Autoren

Autor:innen und die Bürokratie – Ein Drama mit Happy End?

Du hast dich dazu entschlossen, dich mit deinen Büchern in die große weite Welt des Selfpublishings zu wagen? Dann herzlichen Glückwunsch!

Ein Gastartikel von Melissa Ratsch

Diesen Erfahrungsbericht hat unser Mitglied Melissa Ratsch geschrieben. Sie teilt mit dir in diesem Blogartikel ihre persönlichen Erfahrungen mit den bürokratischen Hürden. Diese geben keine Garantie auf Vollständigkeit und können bei jeder Person unterschiedlich aussehen. Der Artikel hilft dir einen Überblick zu bekommen, welche Hürden auf dich warten und mit welchen Themen du dich näher beschäftigen solltest. Einige unserer Webinare gehen bei den Themen weiter in die Tiefe.


Ich persönlich gehöre (leider) nicht zu den Autoren:innen, die mit ihrem ersten Buch gleich die Charts stürmen und sofort wahnsinnig erfolgreich sind. Bei mir ist es eher die Methode „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“. Starke Parallele gibt es hier auch zum Thema „Bürokratie beim Schreiben“. Dieser Artikel gibt dir einen Einblick in meinen steinigen Weg von Try and Error und von manchen Momenten, in denen ich ganz schön geschwitzt habe.

Die Sache mit dem Impressum

Im Herbst 2017 habe ich mich dazu entschieden, meine Bücher im Selbstverlag zu veröffentlichen. Meine Wahl des Distributors fiel auf Amazon KPD. Es war denkbar einfach – Datei hochladen, Cover dazu und los! Nur da ist diese Sache mit dem Impressum, bei der man eine „landungsfähige Adresse“ braucht. Wollte ich wirklich, dass jeder sehen kann, wo ich wohne? Eher nicht. Also habe ich mich schnell auf die Suche nach einem Impressumsservice gemacht.

Welche Angaben in ein korrektes Impressum gehören, erfährst du in den Landespressegesetzten.

Wer Geld verdient, muss auch Steuern zahlen

Der erste Monat ging vorbei und wow, da hat tatsächlich jemand mein Buch gekauft! Die ersten Euros kamen auf meinem Konto an und da dämmerte es mir… muss ich das nicht auch versteuern?

Erster Schweißausbruch und schnell bei meinem Finanzamt angerufen. Leider schien der Beamte leicht überfordert damit zu sein, dass ich meine Bücher selbst veröffentlichen will und meine Tantieme nicht über einen Verlag erhalte. Ich war wohl die erste Selfpublisherin in meinem Landkreis. Als ich ihm das Prinzip erklärt hatte, bekam ich kurz darauf den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ zugeschickt, den ich ausfüllen und zurücksenden musste.

Ob du als Autor:in freiberuflich oder gewerblich tätig bist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Kläre deine Lage mit dem Finanzamt oder der Steuerberatung ab.

Wie wird die Buchführung gehandhabt?

Prima, steuerliche Großfahndung abgewehrt. Als nächstes kam die Buchführung – ha, das kann ich!

Im Brotjob schiebe ich jeden Tag Zahlen durch Exceltabellen und kümmere mich um Budgets. Endlich mal etwas, das ich mir nicht zusammensuchen muss. Seit diesem Jahr habe ich die selbstgezimmerte Tabelle durch ein Buchführungsprogramm ersetzt.

Kläre mit der Steuerberatung ab, wie du deine Buchführung erledigen solltest. Reicht eine einfache Einnahmen-Überschuss Rechnung aus? Muss eine Umsatzsteuervoranmeldung gemacht werden? Kannst du dir diese Fähigkeiten selbst aneignen oder brauchst du dafür Unterstützung?

Was sind eigentlich Pflichtexemplare?

Ein paar Wochen später der nächste kleine Herzinfarkt – Thema Pflichtexemplare.

Was? Wo? Warum?

Schnell gegoogelt und tatsächlich, jeder Verlag (ja, auch Selbtsverlag) muss Exemplare an die Bundes- und Nationalbibliotheken schicken, als Print oder E-Book-Datei. Manche Distributoren übernehmen das für einen, meiner leider nicht. Also schnell einen netten Brief geschrieben, die Exemplare dazu gepackt und an die Bibliotheken geschickt (ich wohne in Baden-Württemberg, also gingen zwei nach Frankfurt, eins nach Stuttgart und eins nach Karlsruhe).

Weitere Informationen zur Ablieferungspflicht findest du auf der Webseite der Nationalbibliothek. Informiere dich bei deinem Dienstleister, ob er die Ablieferung für dich übernimmt oder du das selbst übernehmen musst.

Was gibt es bei der Künstlersozialkasse zu beachten?

Im Gespräch mit einer guten Autorenkollegin fiel der Begriff Künstlersozialkasse.

Eine tolle Einrichtung, die dafür sorgen, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer.

„Das betrifft mich ja nicht“, dachte ich. Schließlich habe ich noch einen Brotjob, über den ich sozialversichert bin. Die andere Autorin schüttelte nur den Kopf und erzählte, dass unter Umständen doch eine Versicherungspflicht bestehen kann.

In meiner Not habe ich die KSK angeschrieben und für meinen eigenen Fall nachgefragt. Dann die Entwarnung – ich selber bin noch nicht versicherungspflichtig. Aber ich muss Abgaben bezahlen, für meine Lektoren:innen. Zum Glück kann man das für die vergangenen Jahre noch nachmelden.

Bei der Künstlersozialkasse kannst du sowohl als Künstler:in, als auch als Verwerter:in auftreten. Informiere dich bei der KSK, in welcher Form du von der Versicherung profitieren kannst und welche Abgaben du ggf. leisten musst.

Bücher selbst verschicken – Die Verpackungsabgabe

Einige Zeit später stolpere ich über das Verpackungsregister LUCID und mitten hinein in den nächsten kleine Herzinfarkt-Moment.

Wenn du Verpackungsmaterial in den Wirtschaftskreislauf einbringt, musst du dich beim Verpackungsregister LUCID registrieren und einen Vertrag mit einem Entsorgungsdienstleister nachweisen. Und ja, selbst dann, wenn man nur ein paar Bloggerpakete im Jahr verschickt (außer, du benutzt alte Kartons anderer Versandhändler, für die bereits Abgaben entrichtet worden sind oder erwirbst Versandmaterial, für das bereits eine Abgabe geleistet worden ist).

Informiere dich beim Erwerb von Verpackungsmaterial, ob bereits eine Abgabe geleistet worden ist oder du diese selbst abführen musst.

Ist das das Ende meiner Reise durch den Bürokratie-Dschungel?

Ich fürchte nicht. Aber ich hoffe, dass dir mein Erfahrungsbericht die meisten meiner „O nein, das auch noch?!“-Momente erspart.


Melissa Ratsch
Melissa Ratsch

Melissa Ratsch

Melissa Ratsch schreibt schon seit ihrer Jugend Kurzgeschichten – anfangs aus der Not heraus, da einfach nichts ihrem Geschmack entsprach und die Ideen in ihrem Kopf viel interessanter waren. Daraus ergaben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Romane und Buchreihen, die sie seit 2017 im Selbstverlag veröffentlicht.

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Beitragsbild von Brooke Cagle von Unsplash

Melissa Ratsch

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